Adolf
Windaus erhielt im Jahre 1928 den Chemienobelpreis für seine Arbeiten über
Vitamine und Sterole (einwertige Alkohole mit 27 bis 29 Kohlenstoffatomen).
Ein Jahr, nachdem
sein Freund Heinrich Wieland den Chemienobelpreis für experimentelle Arbeiten
auf dem Gebiet der Naturstoffe erhalten hatte, wurde mit Windaus erneut ein
deutscher Chemiker geehrt, dessen experimentelle Untersuchungen große
Bedeutung für das Verständnis und die Wirkungsweise biochemischer
Verbindungen hatte. Windaus’ bedeutendste Arbeiten lagen in der Erforschung
der Struktur von Sterolen, zu deren wichtigsten Vertretern das Cholesterin und
das Ergosterin gehören. Seine Forschungen waren ebenfalls wichtig für
das Verständnis der Struktur von Vitaminen, zu deren Aufklärung Windaus
insbes. mit seinen Untersuchungen des Vitamin D beitrug. Sein Forschungsgebiet
lag stets zwischen Chemie und Medizin, da er nach erfolgreichem Medizinstudium
vor allem an der Wirkungsweise chemischer Substanzen im lebenden Organismus
interessiert war.
Windaus, der Sohn eines Textilfabrikanten, studierte von 1895 bis 1901 Medizin
an den Universitäten Berlin und Freiburg i.Br. Während seiner Zeit
in Berlin hörte er auch Vorlesungen beim Chemie-nobelpreisträger des
Jahres 1902, Emil Hermann Fischer, über biologisch aktive Substanzen.
Windaus begann unter Anleitung des Chemieprofessors Heinrich Kiliani seine ersten
Forschungstätigkeiten auf dem Gebiet der Sterole. In Freiburg i.Br. fertigte
er eine Doktorarbeit über pflanzliche Herzgifte an. Seine Untersuchungen
über pharmazeutisch aktive Substanzen setzte er in Berlin in Zusammenarbeit
mit Franz Klo fort; sie führten zur Entdeckung des Hormons Hystamin.
1901 kehrte Windaus nach Freiburg i.Br. zurück und begann seine Arbeiten
über Cholesterin, dessen Struktur zur damaligen Zeit nicht bekannt war.
Diese Forschungen, für die er später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet
wurde, setzte er 1906 als außerplanmäßiger Professor an der
Universität Göttingen fort, wo er 1913 zum Professor für angewandte
medizinische Chemie ernannt wurde. Er blieb bis zum Ende seiner akademischen
Karriere im Jahr 1944, als er aus Altersgründen emeritierte, in Göttingen.
Windaus war wissenschaftlich und menschlich ein Vorbild für seine Studenten,
die seine ausgezeichneten Vorlesungen außerordentlich schätzten.
Außer dem Nobelpreis erhielt er zahlreiche weitere Ehrungen und war Mitlied
in verschiedenen akademischen Verbänden. Zu seinen Schülern zählte
der spätere Nobelpreisträger Adolf Butenandt. Der Pazifist Windaus
verstand es auch, trotze seiner offenkundigen Opposition gegenüber dem
NS-Regime wegen seiner subtil vorgetragenen Kritik im Amt zu bleiben.