Jan Tinbergen   
    * 12.4.1903 Den Haag † 9.6.1994 ebd.
   

 

 
Jan Tinbergen wurde als Sohn eines Lehrers am 12. April 1903 in Den Haag geboren, hatte 4 Geschwister und studierte Physik sowie Wirtschaftswissenschaften. 1929 promovierte er mit einer Dissertation über Minimierungsprobleme in der Physik und Ökonomie.

Eine Problematik, der er sich verstärkt widmete war die Massenarbeitslosigkeit. 1931 war er neben Ragnar Frisch Mitbegründer der „Econometric Society“.

Als Statistiker für Konjunkturforschung arbeitete er von 1929 bis 1945 beim niederländischen Zentralamt für Statistik und beim Sekretariat des Völkerbundes in Genf.

Von 1936 bis 1938 arbeitete er im Sekretariat des Völkerbundes in Genf an einem Forschungsprojekt zu Konjunkturtheorien. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wechselte Jan Tinbergen vom CBS zur neu gegründeten Central Planning Bureau der niederländischen Regierung in Den Haag und wurde dort erster Direktor. Er gab diese Stellung allerdings im Jahre 1956 auf, als er ordentlicher Professor für mathematische Volkswirtschaftslehre und Entwicklungsplanung an der Netherland School of Economics in Rotterdam wurde. Tinbergens Arbeiten hatten große Bedeutung für die Entwicklungsländer. In den 1960er und den frühen 70er Jahren arbeitete er als wirtschaftlicher Berater für Jugoslawien, die Türkei, Venezuela, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate - und einige internationale Organisationen - wie die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die Vereinten Nationen (UN) und die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

Nach der Beendigung seiner Lehrtätigkeit an der Netherland School of Economics in Rotterdam im Jahre 1973, hielt er zwei Jahre den „Cleveringa Chair“ an der Universität Leiden und lehrte Internationale Kooperation. 1977 leitete er das Autorenkollektiv, das den dritten Bericht des Club of Rome über die ökologische, wirtschaftliche und soziale Lage der Welt ausarbeitete: „Reshaping the international order: A Report to the Club of Rome“. Eines seiner Hauptanliegen war die Chancengleichheit im Bildungswesen.

Bis zu seinem Tod am 9. Juni 1994 war er in zahlreiche Forschungsprojekte involviert und publizierte kontinuierlich wissenschaftliche Beiträge. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, Ehrungen und Ehrendoktortitel, darunter 1967 den Erasmus Preis und 1992 den Four Freedoms Award. Im Jahre 1969 erhielt er zusammen mit Ragnar Anton Kittil Frisch den Nobelpreis für Wirtschaftwissenschaften für „die Entwicklung und Anwendung dynamischer Modelle zur Analyse wirtschaftlicher Prozesse und Abläufe“.

Die Genialität liegt bei ihm in der Familie. Sein Bruder Nikolaus Tinbergen erhielt vier Jahre später,1973, als Tierverhaltensforscher den Nobelpreis für Medizin.