Karl Manne Georg Siebahn  
    *3.11.1886 Örebro +26.9.1978 Stockholm
   

 

 
Siegbahn erhielt 1924 den Physiknobelpreis für seine Forschungen und Entdeckungen auf dem Gebiet der Röntgenspektroskopie.
Manne Siegbahn studierte an der Universität Lund und promovierte dort 1911 über „Magnetische Feldmessungen“. Von 1907 bis 1911 war er Assistent von Johannes R. Rydberg (1854 bis 1919) am Physik-Institut der Universität, anschließend Dozent, und 1920 wurde er Physikprofessor. Drei Jahre später übernahm er eine Professur an der Universität Uppsala, 1937 erhielt er eine Forschungsprofessur für Experimentalphysik an der Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Als das Physik-Department des Nobelinstituts der Akademie entstand, wurde Siegbahn der erste Direktor.


1912-1937 konzentrierten sich seine Forschungsarbeiten auf röntgen-spektroskopische Untersuchungen. Er entwickelte auf diesem Gebiet vollständig neue Methoden und Instrumente. Seine Verbesserungen von Vakuumpumpen und Röntgenröhren ermöglichten wesentliche Steigerungen der Strahlungsintensität, und seine Spektrographen und Gitter hatten deutliche Erhöhungen der Messgenauigkeit zur Folge. Es gelang ihm, zahlreiche neue Röntgenlinien in der charakteristischen Röntgenstrahlung der Elemente zu entdecken; insbesondere fand er 1916 die sogenannte M-Serie. Vorher hatte bereits Charles Glover Barkla die K-Serie (Übergänge zum atomaren Grundzustand) und die L-Serie identifizieren und damit die Röntgenspektroskopie begründet – Wilhelm C. Röntgen hatte rund 20 Jahre zuvor noch nicht die technischen Möglichkeiten zur Messung eines Röntgenspektrums gehabt. Mit seinen Kollegen gelang Siegbahn 1924 der Beweis, dass auch Röntgenstrahlen beim Durchgang durch Prismen gebeugt werden – wie Licht, jedoch wegen der kürzeren Wellenlänge viel schwächer und begleitet von starker Absorption.

Siegbahns neue Präzisionstechniken ermöglichten eine nahezu vollständige Kenntnis der inneren Energieniveaus in den Elektronenhüllen der Atome und gleichzeitig solide empirische Begründungen für die quantenmechanische Interpretation von atomaren Strahlungsprozessen. Seine Ergebnisse auf diesem Gebiet fasste Siegbahn in dem 1923 erschienenen Buch über „Spektroskopie der Röntgenstrahlen“ zusammen, einem Klassiker der wissenschaftlichen Literatur. Die Genauigkeit der dort wiedergegebenen Werte für die Energieniveaus in den Aromhüllen war 30 Jahre später akzeptabel.

Seine späteren Arbeiten betrafen vor allem Probleme der Kernphysik. Unter seiner Leitung wurden ein Zyklotron zur Beschleunigung von Deuteronen (Atomkerne des schweren Wasserstoffs) und andere Geräte wie Spektrographen zur Messung der Bestrahlung gebaut. An seinem Institut wurden viel Kernreaktionen studiert und präzise Messungen der magnetischen Momente von Atomkernen durchgeführt. Zahlreiche Wissenschaftler, davon viele aus dem Ausland, waren an diesen Arbeiten beteiligt. Auch die österreichische Physikerin Lise Meitner (1878-1968); die 1939 Otto Hahns Uranversuche in Berlin als Kernspaltung gedeutet hatte, arbeitete nach ihrer Flucht aus NS-Deutschland an diesem Institut, jedoch nicht mit Siegbahn zusammen.