Lord Bertrand Arthur William Russell   
    * 18.5.1872 Trelleck/Wales † 2.2.1970 Plas Penrhyn/Wales
   

 

 
Bertrand Russell war walisischer Mathematiker, Philosoph und Schriftsteller, Pazifist und Sozialist - einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts und Mitbegründer der Analytischen Philosophie.

„Man kann den einzelnen Menschen betrachten a) als kleinen Mann, b) als Helden und c) als Rädchen einer Maschine. Der erste Weg führt zur altmodischen Demokratie, der zweite Weg zum Faschismus, der dritte zum Kommunismus“                                                                                         B. A.W. Russell

Von 1890 bis 1894 studierte Russell Mathematik und Philosophie am Trinity College in Cambridge. In Berlin studierte er Sozialwissenschaften und veröffentlichte dazu 1896 ein Buch. Sein Hauptwerk „Principia Mathematica“ – ein Standardwerk der mathematischen Grundlagenlagenforschung – schreibt er gemeinsam mit seinem Lehrer Alfred North Whitehead (1861-1947)  zwischen 1910 und 1913. Jenes Buch strebt eine Zurückführung der gesamten Mathematik auf die formale Logik an. Wenngleich jenes Ziel letztlich – wie die Autoren selbst erkannten – verfehlt wurde, so gilt das Buch durchaus als epochal.

 

Von 1910 bis 1916 dozierte er am Trinity College in Cambridge. Als Wegbereiter für die internationale Friedensbewegung und wegen Anstiftung zur Kriegsdienstverweigerung verliert er 1916 sein Lehramt und wurde 1918 für sechs Monate inhaftiert. Dort entsteht seine „Einführung in die mathematische Philosophie“.

In Schriften wie „Die Analyse des Geistes“ (1921) und „Das menschliche Wesen“ (1948) entwickelte er ein Konzept des logischen Atomismus, das auf einer Strukturentsprechung zwischen der Wirklichkeit und einer idealen Sprache fußt und als Fundament gesicherten Wissens die empirischen Wahrnehmungen von Sinnesdaten und die Gesetze der Logik gelten lässt.

Populäre Sachbücher wie die „Einführung in die Relativitätstheorie“ und die „Philosophie des Abendlandes“ (1946) entstanden unter der Prämisse, dass Russell stets der Meinung war, dass es die Aufgabe moderner Intellektueller sei, wissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse auch über die Fachkreise hinaus einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Russell wandte sich als unorthodoxer Sozialist gegen jegliche Unterdrückung im sozialen und politischen Leben und trat als unerschrockener Pazifist stets und überall bereit für seine Überzeugung ein – er stand bis zu seinem Parteiaustritt 1965 dem linken Flügel der Labour Party nahe.

Nach Ende des Zweitens Weltkrieges setzte er sich gegen die atomare Aufrüstung ein. Zusammen mit Albert Einstein entstand ein Manifest, das 1954 publiziert wurde, in dem er zur Beendigung des Kalten Krieges aufrief, um die seinerseits befürchtete Selbstvernichtung der Menschen durch einen atomaren Krieg zu verhindern; Russell zählte 1975 nebst Joseph Rotblat zu den Begründern der Pugwash-Konferenz gegen die atomare Aufrüstung (jene Institution erhielt 1995 den Friedensnobelpreis).

Sein stets pazifistisch geprägter Einsatz reichte von der Organisation von Sitzstreiks bis hin zur Gründung von Friedensforschungsinstitutionen. Selbst im Alter von 95 Jahren erregte er nochmals Aufsehen, als das Russell-Institut ein Tribunal gegen Verbrecher der US-Truppen im Vietnamkrieg veranstaltete.

Russell erheilt „in Anerkennung seiner vielseitigen, bedeutenden Werke, in denen er sich als Anwalt der Menschlichkeit und der geistigen Freiheit gezeigt hat“ 1950 den Literaturnobelpreis. Die Schwedische Akademie bezog sich dabei insbesondere auf die Schrift „Ehe und Moral“ (1929), in welcher sich Russel zu einer libertären Auffassung der Ehe bekennt.