Nomen est omen - wie Menschen zu Stars werden...
   

 

 
Kennen Sie Franz Theodor Schmitz, Peter Neumayer, Camille Javal und Aaron Treppenengeländer? Ich bin mir ziemlich sicher; wohl eher aber als Theo Lingen, Peter Alexander, Brigitte Bardot und Wolfgang Völz.
Kaum im Rampenlicht, geraten bereits Berufsanfänger oft in das Dilemma, dass ihr Name, wie er im Taufschein steht, gar nicht nach Star und Glamour klingt Hunderte bekannter Zeitgenossen schmücken sich mit wohlklingenden Bezeichnungen. Dass sich hinter dem Prominenten oftmals jemand namens Müller oder Meier, ein Allerweltsname, verbirgt - manchmal auch ein Zungenbrecher oder lächerlich klingender Name - vermag man zunächst nicht vermuten.


Wer Millionen von Menschen verzaubern will, braucht einen griffigen, einprägsamen Namen, muss unverwechselbar sein.

Ein Idol der Massen darf nicht plump und banal Schletz heißen. Darum verwandelte sich Pastorentochter Schletz in Elke Sommer. Klaus Georg Steng mutierte zu Klaus Maria Brandauer. Der Sohn des Zollbeamten Georg Steng nahm mit 19 Jahren, zum ersten Theaterengagement in Tübingen, den Mädchennamen seiner Mutter Maria Brandauer an. Hella Kemper "adelte" sich zu Hella von Sinnen. Bruno Eierund ("Der Gletscher-Clan", "Florida-Lady") aus Hannover stellt sich dem Publikum als Bruno Eyron. Andreas Frege ist als Campino ein Begriff geworden. "Die Plattenfirma hat mir diesen Künstlernamen gegeben. Ich lebe gut damit", sagt Patrick Lindner. In seinem Taufschein steht Friedrich Raab.
Ob in Hollywood oder Babelsberg - überall gelten die gleichen Grundsätze: Die Entertainment-Industrie will etwas Besonderes darstellen, Glanz verbreiten, Träume projizieren, Menschen aus dem Alltag herausreißen. Karin Blauermel, Marie Louise Chiba und Karin Witkiewicz passen nicht in dieses Selbstverständnis. Deshalb putzen sich die Damen im Scheinwerferlicht zu Karin Baal, Louise Martini und Katja Ebstein heraus.

Hätte sich Samuel Goldwyn, Filmkönig der zwanziger Jahre, damals kein Pseudonym zugelegt, dann hieße die nach ihm benannte Filmverleihfirma (mit dem brüllenden Löwen) auch heute noch "Metro-Golfish-Mayer".
Ebenso polieren Schriftsteller ihre Identität auf: Philipp Vandenberg, Autor von Büchern wie "Der Fluch der Pharaonen", "Nofretete" und "Auf den Spuren unserer Vergangenheit", ist als Klaus Hartel geboren worden. Und Ephraim Kishon klingt doch viel besser als Ferenc Hoffmann, oder?

Der deutsche Schriftsteller Hans Fallada hieß ursprünglich Rudolf Ditzen. Den Namen Falada "klaute" er aus Grimms Märchen. Ihm hatte der Name des Schimmels "Falada" so gut gefallen, dass er ein "L" dazugab und ihn so übernahm.
Schließlich ist auch "Schimmi" Götz George ein "Prominenter mit falschemNamen". Denn bereits sein berühmter Vater, der Schauspieler Heinrich George, nannte sich so - obwohl der in Wirklichkeit Schulz hieß. Sohn Götz nahm das Erbe dankend an.

Wer ahnte, dass in Al Capones Geburtsschein Alphonso Caponi stand? Und das der gefürchtete arabische Terroristenführer Abu Nidal in Wirklichkeit Hassan Sabri al Bannah heißt? Nicht zu vergessen die US-Schauspielerin Doris Day ("Bettgeflüster"). Sie heißt eigentlich Doris Kappelhoff. Die "Schnellschnauze" Dieter Thomas Heck hieß einst Carl Dieter Heckscher und entschloss sich schon zur Namensänderung bevor seine Karriere als Hitparaden-Moderator begann. Und Vielschreiber Heinz Konsalik ist nur den wenigsten seiner Leser unter dem richtigen Namen Heinz Günther bekannt. Bud Spencer, italienischer Leinwandheld in hochbezahlten Wild-West-Klamotten, verschweigt seinem Publikum einen Doktortitel - und außerdem, dass er ein geborener Carlo Peseroli ist. Selbst die Sportlerkreise sind nicht vor Künstlernamen gefeit. So nannte sich zum Beispiel der Superstar der Olympischen Spiele von 1936 James Cleceland Jesse Owens. Sogar der legendäre amerikanische Boxer Cassius Clay nannte sich, nachdem er zur Sekte Black Muslims konvertierte fortan Muhammed Ali, was seine Erfolge nicht schmälerte. Hätten Sie vermutet, dass sich ein Politiker hinter einem Pseudonym versteckt ? Höchstwahrscheinlich nicht. Doch der jugoslawische Marschall und Politiker Josip Tito hatte in seinem Geburtsschein Josip Broz stehen.
Dass einer prominenten Persönlichkeit ein Deckname in Zeiten des Krieges Schutz gebot, zeigt die Biographie von Willy Brandt. Einst als Herbert Ernst Karl Frahm geboren, der nach Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland 1933 nach Norwegen emigrierte und sich zeitweise in Schweden aufhielt, nahm er 1947 unter dem Pseudonym Willy Brandt wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an.
Übrigens: Johannes Gutenberg, der Mann, der diese Zeilen erst ermöglichte und die erste Bibel druckte, hieß in Wirklichkeit Johannes Gensfleisch zur Laden.