Hermann Hesse – deutsch-schweizerischer Schriftsteller     
    
*02.07.1877 Calw/Württemberg † 09.08.1962 Montagnola/Tessin
   

 

 
Hermann Hesse – zu den meist gelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts gehörend – wurde am 2. Juli 1877 in Calw/Württemberg als Sohn des baltischen Missionars und späteren Leiter des „Calwer Verlagshauses“ Johannes Hesse und dessen Frau Marie verw. Isenberg, geb. Gundert, der ältesten Tochter des namhaften Indologen und Missionars Herman Gundert geboren.

Nach einer schwierigen, durch Konflikte mit dem pietistischen Elternhaus und strenge Internatserziehung geprägten Kindheit, verarbeitet im allseits bekannten Roman „Unterm Rad“ aus dem Jahre 1906, verlief Hesses weiteres Leben äußerlich in ruhigen Bahnen, zumal er nach dem Sensationserfolg seines ersten Romans „Peter Camenzind“ (1904) eine Existenz als freier Schriftsteller wählen konnte.

1912  verlässt Hesse Deutschland für immer und übersiedelt mit seiner Familie nach Bern in das Haus des verstorbenen Malers Albert Welti. 1923 nahm er die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Von inneren Krisen zeugen Ausbrüche aus Ehe und Familie und wiederholte tiefenpsychologische Behandlungen, die in seine Werke, die er selbst als „Seelenbiographien“ verstand, Eingang fanden.

Nach neuromantischen Anfängen, darunter der von Hesse selbst später als Unterhaltungsliteratur bezeichnete Musikroman „Gertrud“ (1910) und der Roman einer Ehekrise „Rosshalde“ (1914) leitete der zunächst unter dem Pseudonym Emil Sinclair veröffentliche Roman „Demian“ (1919) eine neue Phase im Schaffen von Hesse ein.

Bei Kriegsbeginn meldet sich Hesse freiwillig, wird aber als dienstuntauglich zurückgestellt und 1915 der deutschen Gesandtschaft in Bern zugeteilt.
Zahlreiche politische Aufsätze, Mahnrufe, offene Briefe entstammen dieser Zeit.

Der Tod seines Vaters 1916 und die beginnende Schizophrenie seiner Frau sowie die Erkrankung des jüngsten Sohnes führen zu einem Nervenzusammenbruch Hesses.

Als Hesse 1919 sein ziviles Leben weiterführen konnte, war seine Ehe zerrüttet. Bei seiner Frau war zwischenzeitlich eine schwere Psychose ausgebrochen, aber auch nach ihrer Heilung sah Hesse keine gemeinsame Zukunft mit Maria. Die Wohnung in Bern wurde aufgelöst, Hesse siedelte Mitte April allein ins Tessin um, er bewohnte zunächst ein kleines Bauernhaus am Ortseingang von Minusio bei Locarno, dann lebte er vom 25. April bis 11. Mai in Sorengo. Am 11. Mai bezog er in dem Dorf Montagnola als Mieter vier kleine Räume in einem seltsamen schlossartigen Gebäude, der „Casa Camuzzi“. Hier nahm er nicht nur seine schriftstellerische Tätigkeit wieder auf, sondern begann auch zu malen, was sich in seiner nächsten großen Erzählung „Klingsors letzter Sommer“ von 1920 deutlich niederschlug.

 

1922 erschien Hesses Indien-Roman „Siddhartha“. Hierin kam seine Liebe zur indischen Kultur und zu asiatischen Weisheitslehren zum Ausdruck, die er schon in seinem Elternhaus kennen gelernt hatte.

1924 heiratete Hesse seine Geliebte Ruth Wenger, die Tochter der Schweizer Schriftstellerin Lisa Wenger und Tante von Meret Oppenheim. Diese Ehe war jedoch von Anfang an zum Scheitern verurteilt und wurde nie richtig vollzogen.

Seine nächsten größeren Werke, „Kurgast“ von 1925 und „Die Nürnberger Reise“ von 1927, sind autobiografische Erzählungen mit ironischem Unterton, in denen sich schon der erfolgreichste Roman Hesses ankündigt, „Der Steppenwolf“ von 1927.

Schon kurz nach dem neuen Erfolgsroman erlebte der einsame Steppenwolf Hesse eine Wende durch die Beziehung zu seiner aus Czernowitz in der Bukowina stammenden späteren dritten Ehefrau Ninon Dolbin geb. Ausländer.

Im Jahre 1931 verließ Hesse die Mietwohnung in der Casa Camuzzi und zog mit seiner Lebensgefährtin Ninon in ein größeres Haus oberhalb von Montagnola, das nach seinen Wünschen erbaut und ihm von seinem Freund Hans C. Bodmer dauerhaft zur Verfügung gestellt wurde. Dieses Haus ist heute in Privatbesitz.

1931 begann er mit den Entwürfen zu seinem letzten großen Werk, welches den Titel „Das Glasperlenspiel“ tragen sollte. 1932 veröffentlichte er als Vorstudie dazu die Erzählung „Die Morgenlandfahrt“. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland beobachtete Hesse mit großer Sorge. Hesse versuchte auf seine Weise, der Entwicklung in Deutschland entgegenzusteuern: Er hatte schon seit Jahrzehnten in der deutschen Presse Buchrezensionen publiziert - nun sprach er sich darin verstärkt für jüdische und andere von den Nationalsozialisten verfolgte Autoren aus. Ab Mitte der Dreißiger Jahre wagte keine deutsche Zeitung mehr, Artikel von Hesse zu publizieren. Hesses geistige Zuflucht vor den politischen Auseinandersetzungen und später vor den Schreckensmeldungen des Zweiten Weltkrieges war die Arbeit an seinem Roman „Das Glasperlenspiel“, der 1943 in der Schweiz gedruckt wurde.

Nicht zuletzt für dieses großartige Spätwerk wurde ihm 1946 der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Hermann Hesse verstarb am 9. August 1962 und wurde auf dem Friedhof von Sant´Abbondio bei Montagnola beigesetzt, auf dem auch Hugo Ball begraben ist.