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Der Physiknobelpreis
1936 wurde zu gleichen Teilen dem US-Amerikaner Carl David Anderson und dem
damals noch in Österreich lebenden, später in die USA emigrierten
Victor Franz Hess verliehen.
Anderson erhielt den Preis für seine im August 1932 erfolgte Entdeckung
des Positrons („positives Elektron“), eines dem Elektron analogen
Elementarteilchens mit positiver Ladung.
Das von Anderson 1932 entdeckte
Positron war ein Jahr zuvor von Paul Dirac im Rahmen seiner relativistischen
Quantenmechanik vorausgesagt worden. Das Positron ist das erste bekannte Antimaterie-Teilchen.
Anderson war der Sohn schwedischer Immigranten und hatte zwischen 1924 und 1930
am renommierten California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena studiert;
dabei hörte er u.a. theoretische Physik bei Julius Robert Oppenheimer (1904-1067).
Als Assistent von Robert Millikan (man erinnere sich an den legendären
Millikan-Versuch) beschäftigte er sich anschließend mit dem Nachweis
der – von dem Mitlaureaten Hess – entdeckten kosmischen Strahlung
in einer so genannten Wilsonschen Nebelkammer.
Die Nebelkammer wurde in ein starkes magnetisches Feld gesetzt, wodurch die
verschiedenen, mit der Strahlung einfallenden Elementarteilchen entsprechend
ihrer unterschiedlichen Masse und Ladung abgelenkt wurden. Die Bahnen wurden
fotografiert, und unter Tausenden Aufnahmen fand Anderson einige, bei denen
Abweichungen gegenüber den von Elektronen erzeugten Bahnen festgestellt
wurden; diese Bahnen ließen sich aber erklären, wenn man die Existenz
eines Antiteilchens zum Elektron annahm.1932 war für die Kernphysik
ein entscheidendes Jahr, in das mehrere wichtige Entwicklungen und Geräteentwicklungen
fielen (u.a. Entdeckung des Neutrons und Deuteriums sowie der Bau eines Zyklotrons).
Die Identifizierung des Positrons wurde zunächst etwas ungläubig aufgenommen,
doch 1933 konnte Anderson exakt den Prozess der Paarerzeugung – d.h. des
gleichzeitigen Entstehens von Positron und Elektron bei der Abbremsung hochenergetischer
Gammastrahlung – nachweisen. Ebenso konnte gezeigt werden, dass beim Zusammentreffen
von Elektron und Positron Gammastrahlung entsteht (sog. Annihilation). Diese
Prozesse bestätigen zugleich die Ambivalenz von Masse und Energie gemäß
der berühmten Formel von Albert Einstein. Bald darauf wurde die Entdeckung
auch von anderen Forschern nachgewiesen.In den Jahren 1936/37 entdeckte
Anderson mit seinem Assistenten Seth H. Neddermeyer (1907-1988) in der kosmischen
Strahlung ein weiteres Teilchen, das als My-Meson (Myon) bezeichnet und lange
Zeit für das von Hideki Yukawa vorausgesagte und Meson genannte schwere
Teilchen gehalten wurde.
Anderson wirkte bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1976 am Caltech; bereits
1933 war er dort Assistenzprofessor geworden und 1939 ordentlicher Professor.
Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er an militärischen Raketenprojekten.
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